02/07/2024 0 Kommentare
Hauptstadt des Schreckens
Hauptstadt des Schreckens
# STAUNEN - ERINNERUNGSORTE
Hauptstadt des Schreckens
Verschiedene Arbeitsbereiche der Evangelischen Kirche arbeiten in besonderer Weise den Nationalsozialismus auf. Neben dem Forum Erinnerungskultur des Landeskirchlichen Archivs pflegen vor allem Kirchengemeinden und lokale Initiativen einen Gedenkort und informieren darüber.
NS-Zwangsarbeit für die Evangelische Kirche
Am Volkstrauertag 2022 eröffnete Bischof Christian Stäblein auf dem evangelischen Friedhof Jerusalem V in Neukölln die „Gedenkstätte NS-Zwangsarbeit für die Evangelische Kirche - Friedhofslager Berlin-Neukölln“. Die Evangelische Kirche betrieb auf diesem Friedhof von 1943 bis 1945 das deutschlandweit vermutliche einzige Lager für NS-Zwangsarbeiter in kirchlicher Verantwortung. Rund 100 Menschen aus der Sowjetunion, überwiegend aus der Ukraine, lebten hier in dieser Zeit unter unwürdigen Bedingungen und mussten auf kirchlichen Friedhöfen im gesamten Stadtgebiet arbeiten. Am 24. April 1945 erreichte die Rote Armee die Hermannstraße und befreite die Zwangsarbeiter. Die Existenz des Lagers wurde lange verdrängt und ignoriert. Erst mit der Diskussion um Entschädigung für Zwangsarbeiter im Jahr 2000 hat die Aufarbeitung der Geschichte des Ortes begonnen. Eine Initiative aus dem Kreis der ehemals beteiligten Gemeinden nahm Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeitern auf und bemühte sich um Aufarbeitung und Versöhnung. Jährlich am Volkstrauertag versammeln sich Berliner Christen, um sich der daraus erwachsenen Verantwortung zu stellen und an das Schicksal der Zwangsarbeiter zu erinnern. Berliner Friedhofslager.
Foto: Wikipedia | gemeinfrei
Nagelkreuzgemeinschaft
Das Nagelkreuz von Conventry erinnert an ein Kreuz aus Zimmermannsnägeln, das ein Arbeiter nach der Zerstörung der Kathedrale im englischen Coventry durch deutsche Bomben zusammenfügte. Nach dem Krieg wurde das Nagelkreuz aus Coventry in die von englischen Bomben zerstörten Städte gebracht – als Zeichen für die Versöhnung der verfeindeten Völker. Heute gibt es in Deutschland 58 Nagelkreuzzentren, sieben davon befinden sich in Berlin.
Foto: Peter I. Vardy | Wikipedia | gemeinfrei
Christen jüdischer Herkunft
Religion der Eltern: mosaisch. – Dieser Taufbucheintrag bedeutete für Hunderte das Todesurteil. Die natonalsozialistische Rassenpolitik verfolgte Menschen, die vor ihrer Taufe jüdischen Glaubens gewesen waren.
In vielen Gemeinden wurden die Nationalsozialisten dabei von den Gemeindeleitungen unterstützt. In anderen tauften die Pfarrer Menschen, um sie vor der Vernichtung zu bewahren. dabei von den Gemeindeleitungen unterstützt. In anderen tauften die Pfarrer Menschen, um sie vor der Vernichtung zu bewahren. Ein Arbeitskreis am Landeskirchlichen Archiv recherchiert Biografien und unterstützt Gedenkorte wie die Messiaskapelle in Berlin-Prenzlauer Berg.
Foto: Daniel Ullrich | Wikipedia | CC BY-SA 3.0
Gedenkzentrum Plötzensee
Das Evangelische Gemeindezentrum Plötzensee ist ein kirchliches Zentrum im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Nord. Der Gottesdienstraum ist wegen der Nähe zur Gedenkstätte Plötzensee als Gedenkkirche für die Opfer des Nationalsozialismus gestaltet. Seine besondere Prägung erfährt der Raum durch den Plötzenseer Totentanz des Wiener Künstlers Alfred Hrdlicka. Jährlich finden hier im Januar die Ökumenischen Plötzenseer Tage statt, aktuell entsteht vor Ort das ökumenische Gedenkzentrum Christen und Widerstand.
Foto: A. Savin, | Wikipedia | CC BY-SA 3.0
Stolpersteine
Deutschlandweit erinnern kleine quadratische Messingplatten an Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Diese sogenannten Stolpersteine gehen auf eine Inititative des Kölner Bildhauers Gunter Demnig zurück. Sie werden von Menschen gestiftet, die zuvor die Biografien der Ermordeten recherchieren und dann zur Erinnerung einen Stolperstein an deren letztem Wohnort verlegen lassen.
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf ist der einzige in Berlin, bei dem diese Art der Erinnerungsarbeit in kirchlicher Hand liegt: Der Evangelische Kirchenkreis Steglitz engagiert sich für diese Art der Erinnerungskultur ebenso wie der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Auf der Projekt-Webseite können Sie sich über die Arbeit informieren.
Foto: Axel Mauruszat | Wikipedia
Martin-Niemöller-Haus Dahlem
Das Haus mit der Nummer 61 in der Pacelliallee Berlin-Dahlem ist das ehemalige Pfarrhaus von Martin Niemöller. 1980 wurde es als Friedenszentrum eingerichtet. Als gemeinsames Haus dient es Berliner Gruppen und Organisationen für Friedensarbeit, der Bevölkerung von Berlin-Dahlem und der Dahlemer Evangelischen Gemeinde. Schwerpunktthemen der Arbeit sind Frieden, die sogenannte Dritte Welt und Menschenrechte.
Foto: I. Berkan | Wikipedia | CC BY-SA 3.0
Titelfoto: Bundesarchiv, Bild 102-16219 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0, Wikipedia
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