„Amrum“ – der November-Filmtipp von Generalsuperintendentin Julia Helmke

„Amrum“ – der November-Filmtipp von Generalsuperintendentin Julia Helmke

„Amrum“ – der November-Filmtipp von Generalsuperintendentin Julia Helmke

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„Amrum“ – der November-Filmtipp von Generalsuperintendentin Julia Helmke

November – Zeit für Gedenktage. Zeit der Friedensdekade. Zeit für Erinnerung, für den Blick zurück und nach vorne. Der ideale Film für diese Zeit ist „Amrum“, der am 9. Oktober 2025 in Berliner Kinos angelaufen ist.

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Fatih Akin, einer der interessantesten und vielseitigsten Filmemacher Deutschlands (u. a. „Gegen die Wand“ (2004), “Soul Kitchen“(2009), “Tschick“(2016), “Aus dem Nichts“ (2017) geboren in Hamburg als Sohn türkischer Eltern, mehrfach in Cannes und bei anderen Filmfestivals ausgezeichnet, verfilmt hier die Kindheitserinnerungen seines Film-Lehrers, des Regisseurs Hark Bohm. Ein karger, beindruckender, nachdenklich machender Film.

Nanning, so heißt die jugendliche Hauptfigur, lebt mit seiner Mutter und seinen jüngeren Geschwistern bei seiner Tante auf der Insel Amrum. Die Mutter ist überzeugte Nationalsozialistin, der Vater ebenfalls und bereits in Kriegsgefangenschaft.

Der Film spielt in den Monaten April bis Juni 1945. Er erzählt von der Zerrissenheit des jungen Nanning zwischen der Fürsorge für seine Mutter, seiner Verwirrtheit, welche Wahrheit denn nun gelte und seiner Empathie für seine Mitmenschen und die gesamte Schöpfung.

Darum geht es: Nach dem Tod Hitlers und der Geburt des jüngsten Kindes will Nannings Mutter Hille nichts mehr essen, einzig auf Weißbrot mit Butter und Honig hätte sie noch Appetit. Doch dieser Genuss ist fast unmöglich in einer Zeit des existenziellen Mangels.

Nanning macht sich auf die Suche, ertrinkt fast auf seinem Weg über das Watt bis Föhr, wo er seinen Onkel um Butter bittet. Um auch ein paar Tropfen Honig zu bekommen, muss er Kaninchen töten.

Bei seiner Mission trifft Nanning Menschen, die, anders als seine Mutter, sich auf und über das Ende des Krieges freuen. Bald weiß er nicht mehr, wem er glauben soll. Dann ist endlich Friede und eine neue Form der Freiheit beginnen. Seine Loyalität zur überstrengen Mutter ist groß, sein Weltbild bekommt weiter Risse, als er Flüchtlingen aus Schlesien begegnet, die auf der Insel temporäre Zuflucht gefunden haben und im Fotoalbum Bilder von seinem Onkel und dessen großer Liebe entdeckt, die im KZ ermordet worden ist.

Wer bin ich, wer will ich sein – und wo gehöre ich hin? Und: in welcher Welt will ich leben? Wird es eine Welt sein, in der Denunziationen belohnt werden und  eine Ideologie von Härte und Stärke regiert? Wird es eine Welt sein, wo Menschlichkeit und Barmherzigkeit, auch Freude an Musik und dem Genießen der Natur lebendig sein dürfen? Solchen Fragen stellt sich Nanning, und sie berühren auch uns als Zuschauende.

Am Ende gibt der Film eine Antwort. Die Insel Amrum mit ihrem Spiel von Licht und Schatten bildet mehr als Kulisse für einen Film, der lange nachhallt.

Dr. Julia Helmke, Generalsuperintendentin Berlin

Amrum. Deutschland 2025 · Regie: Fatih Akin Darsteller: Jasper Billerbeck, Laura Tonke, Lisa Hagmeister, Kian Köppke, Lars Jessen u.a.

Läuft in Kinos in ganz Berlin

Veranstaltungen zum 9. November

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