Studentinnen der Freien Universität Berlin haben sechs virtuelle Stadtspaziergänge durch die historischen Dorfkerne Reinickendorfs konzipiert, zusammengestellt und digital aufbereitet, die jetzt in der kostenlosen berlinHistory App zu sehen sind. Die Rundgänge führen zu über 70 interessanten Orten - einschließlich der sechs Dorfkirchen - der geschichtsträchtigen Dorfkerne Alt-Heiligensee, Alt-Reinickendorf, Dalldorf-Wittenau, Hermsdorf, Lübars und Tegel.

Die Rundgänge beschreiben anhand von historischen und aktuellen Fotos und informativen Texten je Tour zwischen zehn und 17 Sehenswürdigkeiten entlang des Weges und erzählen die Geschichten dieser ehemaligen Dörfer, die alle bereits im Mittelalter gegründet und im Jahr 1920 Teil von Groß-Berlin wurden. Die jahrhundertealte bedeutende Geschichte und der historische Wandel werden auf diese Weise erlebbar. 

So erfährt man in Tegel beispielsweise vom Spuk der Oberförsterei, einer Sage, die Johann Wolfgang Goethe in Faust I benutzte, und kann die Geschichte des alten Schulhauses nachvollziehen, das 1715 an der damaligen Hauptstraße 23/24 (heute: Alt-Tegel) gebaut und in 1820 durch ein neueres an der selben Stelle ersetzt wurde. In 1863 wurde beschlossen, ein zweites Schulgebäude direkt daneben zu errichten, das bis heute in der Straße Alt-Tegel 35 als Wohnhaus erhalten ist.

Beim Rundgang durch Wittenau, einst Dalldorf, kann man die Dorfkirche aus dem Jahr 1480 und damit das älteste Bauwerk des Bezirks Reinickendorf bewundern. Der Spaziergang durch Alt-Heiligensee vermittelt den Eindruck eines nach wie vor beschaulichen Angerdorfes und Alt-Reinickendorfs Rundgang führt entlang einer Kriegsgräberstätte mit bewegender Geschichte. In Hermsdorf kann man nach dem Dorfrundgang noch mehr Historisches im Museum Reinickendorf erleben, das im alten Schulhaus untergebracht ist, und der Spaziergang in Lübars führt an einem Künstlerhaus und den Höfen alteingesessener Bauernfamilien vorbei.

Die Studentinnen Christin Haubenreißer (27), Christiane Maihold (30) und Carla-Marie Pauls (29) haben das Projekt im Rahmen ihres Public-History-Masterstudiengangs in Zusammenarbeit mit den Historiker:innen Martin Recken, Andrea Theissen und Gerd Heinemann vom berlinHistory e.V. durchgeführt, der die gleichnamige App herausgebracht hat. Mit dieser digitalen Plattform wird Berliner Stadtgeschichte erlebbar gemacht. Eine Vielzahl an kulturellen Institutionen, Museen, Archiven, privaten Initiativen, Heimatforschern und Bürger:innen haben in Zusammenarbeit mit und redaktioneller Betreuung durch den Verein bereits Rundgänge u.a. entwickelt, z.T. auch in Ton- und Video-Form.

"Ich kannte die Dorfauen Reinickendorfs und dachte, sie würden sich wunderbar als  Ausgangspunkte für historische Spaziergänge für virtuelle Touren anbieten", berichtete Christiane Maihold, die früher in Heiligensee und später in Waidmannslust gewohnt hat. Die 30jährige freut sich über neue Formen der Geschichtsvermittlung. "Virtuelle Rundgänge sind für viele Menschen auch von Zuhause einfach erlebbar und bringen damit Geschichte ins Wohnzimmer", sagte sie. Zusammen mit ihren Kommilitoninnen Christin Haubenreißer und Carla-Marie Pauls und mit Unterstützung des Vereins hat sie im Rahmen des Projekts nach Bildern und historischen Dokumenten geforscht, die Struktur der virtuelle Rundgänge entwickelt, Texte geschrieben und das Material zusammen mit den Bildern in die App eingearbeitet. "Wir freuen uns sehr, dass das Projekt fertig ist und man jetzt Reinickendorfs Dorfkerne in der App entdecken kann", sagte sie.

Für die Präsentation der sechs Dorfkirchen hat der Kirchenkreis Reinickendorf aktuelle Außen- und Innenaufnahmen der Kirchen zur Verfügung gestellt, die der Architektur-Fotograf Sebastian Rost in 2019 gemacht hatte.

Carla-Marie Pauls ist eine der drei FU-Studentinnen, die die virtuellen Rundgänge durch Reinickendorfs Dorfkerne erstellt haben. Foto: privat

Schauen Sie sich die schönen Rundgänge auf einem Tablet oder Smartphone an! Foto: privat

Die App können Sie herunterladen auf https://berlinhistory.app.

Titelfoto oben: Christiane Maihold (rechts) und Christin Haubenreißer vor der Dorfkirche Alt-Wittenau, dem ältesten Bauwerk Reinickendorfs. Carla-Marie Pauls war bei dem Fototermin verhindert und ist im Portraitfoto oben zu sehen.
Foto: Kirchenkreis Reinickendorf | Hanna Halfon