02/07/2024 0 Kommentare
HIER HIN: Schilfdachkapelle
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HIER HIN: Schilfdachkapelle
Kladow, der letzte Zipfel von Spandau fühlt sich so gar nicht nach Berlin an. Hier kommt der Schäfer zum Krippenspiel mit seinen Schafen vorbei. Hier lassen Havel, See und Felder die Großstadt vergessen. Hier öffnen Schilfdachkapelle und Dorfkirche Alt-Kladow täglich ihre Türen.
Wie vieles in Berlin atmet die Schilfdachkapelle DDR-Geschichte. Wieso DDR? Die Schilfdachkapelle steht doch im ehemaligen West-Berlin. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es für die Kirchgänger:innen in Kladow immer schwieriger vom östlichen Ufer des Groß Glienicker Sees auf die andere Seite zur Kirche Groß Glienicke zu gelangen.
In Vorahnung der Geschehnisse, die mit dem Mauerbau auch eintraten, wurde ein provisorisches Kirchlein geplant. Dabei durften allerdings keine professionellen Architekten oder Bauunternehmen angeheuert werden. Also geschah alles unter ehrenamtlichen, jugendlichem und internationalem Engagement. Material musste von Hand über die Grenze getragen werden. Im April 1953 wurde die Kapelle mit dem bezeichneten Schilfdach eingeweiht.
Über der weiß geschlämmten Mauer erhebt sich ein Reet gedecktes Mansarddach. Im Inneren wurde viel Holz verwendet, was eine warme Atmosphäre schafft. Rudolf Weber entwarf die Holzplastik „Der gute Hirte“, dem eigentlichen Namen der Kapelle. Die Rückseite der Kapelle schmückt eine Plastik des Grafikers Rudi H. Wagner. Sie stellt Jesus mit den Emmaus-Jüngern dar.
Heute gehören Kladow und Groß Glienicke unterschiedlichen Bundesländern und Kirchenkreisen an. Mit dem Ufersingen, was jedes Jahr im November stattfindet, knüpfen sie an ihre Geschichte an und lassen gemeinsam die Verbindung über die Grenze hinweg erklingen.
Der Groß Glienicker See spielt auch sonst eine Rolle im Gemeindeleben: Am Bootshaus wird jeden Sommer getauft. Ein paar Spritzer Seewasser für Babys und auf Wunsch komplettes Untertauchen für Jugendliche und Erwachsene.
Kladow erreichen Sie mit der Fähre von Wannsee aus, mit dem Bus sowie aktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Strecke an der Havel entlang bzw. durch die Gatower Heide ist Teil des Spandauer Pilgerwegs, der die evangelischen sowie zwei katholischen Kirchen Spandaus miteinander verbindet. Getreu des Mottos „Ohne Visum nach Spandau – aber mit Stempel!“ können Sie einen Pilgerpass erwerben und in den Kirchen abstempeln.
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