„Kirche muss queere Menschen schützen“

„Kirche muss queere Menschen schützen“

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„Kirche muss queere Menschen schützen“

Maike Schöfer ist Pfarrerin in Berlin-Adlershof, Vorsitzende der Frauen in der EKBO – und auf Instagram aktiv (@ja.und.amen). Wir haben mit ihr über Queerness und ihre Rolle als kirchliche Influencerin gesprochen:

Sie sind schon häufiger mit der Aussage „Gott ist queer“ an die Öffentlichkeit gegangen. Was ist queer an Gott?

Maike Schöfer: Schon der Fakt, dass Gott übergeschlechtlich ist und Transformation auslösen kann, ist ein Aspekt von Queerness. Das Grenzsprengende, Nicht-Greifbare, Unverfügbare. Gott ist nicht festzuschreiben als männlich oder weiblich. Queer meint ja gerade das nicht-binäre, das Darüber-Hinaus-Gehende. So gesehen würde ich sagen: Gott ist superqueer.

Im Schaukasten Ihrer Kirche in Adlershof hängt die Pride-Flagge, Sie veranstalten regelmäßig queere Andachten. Wie kommt Ihr Engagement in Ihrer Kirchengemeinde an?

Kirche muss für alle offen sein, für queere Menschen, für Menschen mit Behinderung, für People of Color, für arme Menschen, für junge Menschen, für alte und die dazwischen. Auch wenn das für manche erst mal ungewohnt und anstrengend ist – ich lasse da nicht locker und versuche, die positiven Seiten zu stärken. Meine Gemeinde wächst. Es kann also funktionieren. Natürlich gibt es Menschen, denen es nicht passt, was ich mache. Aber die gibt es überall.

Sie schreiben über Queerness, aber auch über Sexualität. Wie geht das zusammen – Kirche und Sexualität?

Wir Menschen sind als sexuelle Wesen geschaffen – das können wir in der Bibel lesen, in der Schöpfungsgeschichte. Und das Hohe Lied Salomos ist voll von Lust, Erotik, Begierde und Verlangen. Biblischer Dirty Talk quasi. In der feministischen Theologie wird Erotik auch als „Sacred Power“ verstanden. In der mittelalterlichen Spiritualität sind bei Mystikerinnen wie Mechthild von Magdeburg ekstatische Frömmigkeit und hingebende Verliebtheit verschmolzen. 

Wir müssen aber auch über sexualisierte Gewalt und Sexismus in unserer Kirche sprechen. Und nicht nur sprechen, sondern auch aufarbeiten, aufklären, Betroffenen zuhören, die vermeintlich hierarchiearmen Strukturen verändern, die sexualisierte Gewalt begünstigen, und die evangelische Harmoniesucht bekämpfen. 

Auf Instagram haben Sie als @ja.und.amen mehr als 24.000 Follower*innen. Was bedeutet es Ihnen, auch im digitalen Raum Pfarrerin zu sein?

Instagram ist mein queer-feministischer Arbeits- und Spielort. Ein Fenster, das ich öffne – von der Kirche in die Welt. Für mich ist das ein Ort der Solidarität, des Netzwerkens, der Kreativität, des Glaubens und des Community-Buildings. Thank god for the internet!

Was ist Ihre Botschaft als queere Pfarrerin zum Pride Month?

Bei allen wichtigen Slogans wie: „Liebe ist Liebe“ oder „Liebe tut der Seele gut“: queere Menschen sind in akuter Gefahr. Wir müssen sie schützen. Kirchengemeinden können – und müssen – zu safer spaces für queere Menschen werden. Da helfen schon kleine Schritte. Ein paar davon habe ich auf Instagram aufgeschrieben: 11 Schritte für eine queerfreundliche Kirche. Schaut doch mal rein! 

11 Schritte für queerfreundliche Kirche (Direktlink zum Instagram-Beitrag)

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