Sieben Stolpersteinen für eine Familie

Sieben Stolpersteinen für eine Familie

Sieben Stolpersteinen für eine Familie

Sonntag, 9. November 2025, 12:45 Uhr
Schloßstraße 28, 12163 Berlin
Netzwerk Erinnerungskultur des Evangelischen Kirchenkreises Steglitz

Der Kirchenkreis Steglitz gedenkt am Sonntag, dem 9. November 2025 der Pogrome gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger im Jahr 1938. Als Zeichen des Gedenkens werden sieben Stolpersteine für die Mitglieder der jüdischen Familie Gradenwitz verlegt, die seit 1904 in der Schloßstraße 28 gewohnt haben.

Etwa 1898 waren Carl und Martha Gradenwitz mit ihren vier Kindern nach Berlin gezogen. Carl eröffnete einen Schuhhandel in der Albrechtstraße 128 - er starb 1912. Witwe Martha führte das Geschäft nicht weiter. Der Sohn Ismar fiel 1916 im Ersten Weltkrieg. Die drei Töchter - Else, Gertrud und Herta - machten eine kaufmännische Ausbildung. Else und Gertrud arbeiteten in Schuhgeschäften, Herta als Kassiererin und Geschäftsführerin in der Bekleidungsbranche. 

Else heiratete den Pianisten Siegbert Lewin, Herta den Violinisten Hand Proskauer, Gertrud blieb ledig.

Ab 1933 begann unter der Nationalsozialistischen Regierung die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Else, Gertrud und Herta wurden gekündigt, die beiden Musiker erhielten Berufsverbot, Elses Sohn Karl Heinz durfte den Schulbesuch nicht fortsetzen und auch keine Ausbildung beginnen. Familie Lewin musste ihre langjährige Wohnung aufgeben und zog 1934 in die Schloßstraße 28 zurück, Ehepaar Proskauer bezog zwei Zimmer in der Wohnung von Martha Gradenwitz. Proskauers flüchteten 1938, Familie Lewin 1939 aus Deutschland nach Bolivien.

Ab 1938 wurden in die Wohnung Gradenwitz mehrere jüdische Menschen zwangsweise einquartiert. Mutter Martha Gradenwitz starb 1942. Gertrud musste Zwangsarbeit verrichten und wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Else und Herta lebten mit ihren Angehörigen in Bolivien, jedoch konnte niemand von ihnen im Exil beruflich neu Fuß fassen. Alle waren gesundheitlich schwer gezeichnet. Herta und Hans wanderten in den 1950er Jahren in die USA aus. Else und Siegbert kehrten 1963 nach Berlin zurück. 

Recherche: Sabine Davids

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