02/07/2024 0 Kommentare
WER WAR‘s?: Gott+Berlin
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WER WAR‘s?: Gott+Berlin
„Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner.“ Echte Berliner Kodderschnauze? Geschrieben hat den Satz 1850 ein Apotheker in Berlin, der gerade dabei war, in den Journalismus zu wechseln, sein Name: Theodor Fontane. Zu diesem Zeitpunkt war Fontane weit davon entfernt, der berühmte Schriftsteller zu sein, der er dann erst sehr viel später mit Romanen wie "Effi Briest" (1895) und "Der Stechlin" (1898) werden sollte.
Sein Essay "Der Berliner Ton", eine literarische Fingerübung kurz nach der gescheiterten Revolution von 1848 geschrieben, beschäftigt sich mit den Eigenheiten und dem Charakter der Berliner Mundart und Gesellschaft. Der Satz daraus „Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner“ ist durchaus überraschend und bleibt bis heute ein bisschen rätselhaft – auch wenn man augenblicklich schmunzeln muss.
Der langjährige Feuilletonist der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Zeit“, Dieter Hildebrandt, versuchte sich dem Satz folgendermaßen zu nähern: „Wir müssen wohl dahingestellt sein lassen, ob vor Gott nun der Berliner eine gute oder schlechte Figur macht, ob er sympathisch wirkt oder mies, kleinlaut oder großspurig: Wichtig ist, daß es offenbar keines Privilegs bedarf, um als Berliner zu gelten. Wichtig ist allein die Einsicht, daß Berliner zu sein jedem passieren kann, jederzeit und überall.“
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